2022 - Astrologische Werkstatt

Katharina Huber-Roesler
Astrologin SFER  Fachmitglied SAB
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Gedanken Archiv
Monat Dezember 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Die Adventszeit ist die Zeit der schönen Geschichten und der schönen Musik! Wenn  wir an einem trüben Nachmittag eine spannende, heitere Geschichte bei  einer Tasse Tee oder einem Glas Wein lesen, wird es uns sicher warm ums  Herz.

In  dieser Zeit bin ich immer auf der Suche nach besonders wunderbaren,  beglückenden Büchern und Geschichten. Bei dieser Gelegenheit fiel mir  das Buch von Felicity Pickford «Weihnachtswunder im kleinen Grandhotel»  in die Hände.
Die Geschichte findet auf der verschlafenen  Isle of Skye statt. Das kleines Grand- Hotel ist lieblich und  geheimnisvoll, die Einrichtung traditionell und in der Vorweihnachtszeit  schön festlich dekoriert. Beim Lesen kam ich sofort in eine romantische  Stimmung, weil ich schon zu Beginn sicher war, dass diese Geschichte gut und fröhlich enden wird. Und das ist für mich das Wichtigste.
Das  Hotel wird nach alten Gewohnheiten geführt, da holt ein Chauffeur die  handverlesenen und gehobeneren Gäste am Bahnhof mit einem alten Vauxhall  light six ab und fährt sie sicher über die kurvige Strasse in ihr ihnen  schon bekanntes Weihnachtsdomizil. Die meisten von ihnen kommen seit  Jahren in dieses Hotel, eben um Weihnachten zu feiern.

Natürlich passieren jetzt allerhand Verwechslungen und spannenden Momente mitten im verzaubernden Hotel. Ich  konnte während des Lesens in diese gemächliche und samtige Atmosphäre  abtauchen, alles rundherum vergessen und mich so für die kommende, doch  oft hektische Zeit stärken. Mit weihnachtlichen Gefühlen legte ich das  Buch weg und machte beschwingt meine anstehenden Alltagsarbeiten. Im  Hintergrund erinnert mich die leise Weihnachtsmusik an das kleine,  schmucke Grand Hotel auf der eindrücklich beschriebenen Isle of Skye und  deren BewohnerInnen.

Felicity  Pickford  hat noch ein zweites Buch geschrieben, dieses werde ich auch  lesen um mir wieder einen solchen Nachmittag zu bescheren, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich. Vielleicht wäre das auch etwas für Sie,  liebe Leserin und lieber Leser?  
Ich wünsche Ihnen liebevolle, stimmige und geruhsame Weihnachten und grüsse sie freundlich

Monat November 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Haben Sie auch langjährige Herzenswünsche? Etwas was sie unbedingt sehen oder machen wollen?
So einen Herzenswunsch habe ich mir in den Herbstferien erfüllt: Ich reiste mit einer Studiengruppe nach Ägypten.
Ägypten ist die Wiege unserer Kultur und Religion, und all diese Schätze und Bauten wollte ich in natura sehen. Ich wurde nicht enttäuscht: ich bin überwältigt vom grossen Können dieses alten Volkes. Vor den Pyramiden zu stehen, mit dem Sand in den Schuhen die Hitze spüren, ist etwas ganz anderes als die Pyramiden, mitten in der Wüste, auf Bildern zu sehen.

In Kairo konnten wir zwei der monotheistischen Religionen besuchen. Sowohl die kunstvollen Bilder und Intarsien in der koptische Kirche als auch die Ornamente der Moschee nehmen einem, mit dem Duft des Weihrauches, in Bann.
Immer wieder begegnet uns der Nil, die Lebensquelle des Landes. Ohne ihn gäbe es Ägypten nicht. Das haben schon die alten Ägypter gewusst, das Wasser spielt in den Religionen und im Alltag eine wichtige Rolle.  

Am Eingang jeder Kirche ist im Boden ein Bad eingelassen. Dort mussten die Priester zuerst baden bevor sie predigen durften. Das war so bei den alten Ägyptern, bei den Juden und Moslems. Bei einem der Tempel hat es sogar einen kleinen Stausee, in dem die Priester baden konnten. Heute müssen die Priester und Imame kein Vollbad mehr nehmen, das Hände- und Gesichtswaschen reicht.
Der grosse Graben der damaligen Kultur mit der reichen Kunst und des heutigen Lebens in Ägypten ist überall spürbar. Natürlich bringt die Kultur, die prachtvollen Malereien in den Gräbern, all die Bauten, dank dem Tourismus Geld ins Land. All die Entfeuchter in den Gräbern und der Schutz der Malereien kostet dem Staat viel Geld. Gleichzeitig werden so auch Arbeitsstellen generiert, die Leute aber sind, auch durch Misswirtschaften, arm. Sie kämpfen um ihre Existenz, die Coronakrise und der Krieg akzentuiert diese Situation massiv. Immer noch werden Kinder, um zu betteln, auf die Strasse geschickt. Sie müssten in die Schule, die Grundstufe ist für alle zugänglich.
So wurden wir auch von unserem Guide angehalten den Kindern kein Geld zu geben, sonst würde dieses System immer weiter unterhalten.
Der Abschluss der Reise war eine Busreise 260 km durch die Wüste, schnurgrade bis zum einzigartigen Ort der beiden Tempel Abu Simbel. Sie wurden zu Ehren des Pharaos Ramses II und Nefretari, seiner Lieblingsfrau, in den Felsen geschlagen.
Ganz eindrücklich ist, dass diese Riesenwerke, des Staudammes von Assuan wegen, versetzt werden mussten. Zehn Nationen beteiligten sich an dieser sechs Jahre dauernden Herkulesarbeit.
Ich werde noch lange an diese abenteuerliche Reise denken, was mich sehr glücklich macht.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie sich einen Herzenswunsch erfüllen können.

Monat Oktober 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Seit dem Sommer unterrichte ich in der zweiten Klasse einen Jungen, den Jakob.
Jakob ist ein für sein Alter grossgewachsener Knabe, laut und unbeherrscht.

Sein  Benehmen und seine Aktionen gegen andere Kinder machen dem ganzen Team  grosse Sorgen. «So kann es nicht weitergehen», meldete ich der  Klassenlehrerin, «die andern Kinder leiden unter ihm, ich kann meine  Lektionen nicht so gestalten wie ich es will.»
Weil Jakob  auch in andern Lektionen sehr auffällig ist, werden verschiedene  Massnahmen von der Schulleitung angeordnet, es gibt Gespräche mit Eltern  und anderen Lehrpersonen.

Was habe ich für  Möglichkeiten? Wo ist Jakob zu begeistern? Geschichten! Er liebt es wenn  ich Geschichten erzähle. Dann gibt es ruhige Momente und eine schöne  Stimmung. So machte ich mich auf die Suche nach geeigneten Erzählungen  die möglichst nahe am Leben der Kindern sind. Wie so oft hat mir dann  der sogenannte Zufall geholfen; in einem schon betagten Buch fand ich  eine Geschichte:

Ein Junge,  frech und unanständig wird dank einer blinden, im Rollstuhl sitzenden  Frau, ein angenehmer Knabe, sie hilft ihm bei seinen Aufgaben, er fährt  sie mit ihrem Rollstuhl zu ihren blühenden Rosen, er spürt das erste Mal  in seinem Leben, dass er  geliebt wird so wie er ist.

Ich  erzählte diese Geschichte, machte sie noch etwas moderner und siehe da,  Jakob konnte zuhören und aufmerksam sein. Gut, denke ich, für einmal  ist die Lektion geglückt. Alle waren zufrieden und Jakob hat gestrahlt  als er gesagt hat:
«Gälled sie isch villich glich wie bi mir, ich han ja au immer Schtrit mit dä Lehreri und d Chinde.»
«So,» dachte ich, «das ist doch ein Hoffnungsschimmer, ich warte mal die nächste Woche ab.»  

Auch  die nächste Woche war Jakob wie verwandelt, alle Massnahmen rund herum  haben geholfen. Jakob macht und machte schon immer gute Beiträge, sein  Verhalten hat sich gekehrt, er merkt nun, dass er von allen angenommen  wird, auch wenn er hin und wieder eine unnötig-unanständige Bemerkung  macht.  

Ich werde immer wieder nach  Geschichten suchen, sie sind beliebt bei Jung und Alt. Vor allem Kindern  können sie eine Hilfe sein um aus ihren Nöten herauszukommen.

Ich wünsche Ihnen schöne Herbstwochen und grüsse Sie freundlich

Monat September 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Kennen Sie Florenz, die Uffizien, den David und all die Schönheiten der Künste? Florenz ist ein Paradies für Kunstliebende.
Beim  Suchen von Bildern und Texten für die 6.Klasse bin ich in eine  Reportage über Michelangelo, dessen Wirkungsstätte auch Florenz war,  geraten. Es wird sein ganzes Leben beleuchtet, sein Bestreben den  menschlichen Körper anatomisch genau in Stein hauen zu können. Für das  hat er heimlich tagelang in Leichenhallen Menschen seziert.

Michelangelo liess den Marmor den er für seine Statuen brauchte, aus Carrara kommen, wo heute noch Marmor abgebaut wird.  
Heute  wird das mit grossen Maschinen und anderen Geräten gemacht. Der Chef  des Marmorbruches erklärte wie schwierig es sei, grosse Blöcke ohne  irgendwelche Risse zu finden und dann abzubauen. Er erläuterte weiter  staunend wie das zu und hergegangen sein muss, als der Block für  Michelangelos David abgebaut wurde. Keine Bagger, keine Diamantseile,  alles mit Hammer und mit der Kraft der Männer. Zum Meer wurde dann der  sieben Meter hohe, tonnenschwere Block mit Schlitten und Ochsenkarren  die schmale Strasse hinuntergeschleift immer mit dem Gedanken ja keine  Schäden oder Rissen entstehen zu lassen.

Michelangelo  wurde gefragt, wie er so wunderbare Gestalten und Figuren aus diesen  riesigen Marmorblöcken schlagen und formen könne. Er soll gesagt haben  (und das mag wohl eine Legende sein), das sei nicht so eine Kunst, im  Stein selber sei die Figur ja schon vorhanden, er sei einfach  derjenige der die Geduld und Kraft habe diese aus dem Stein zu befreien.  All seine Werke wurden weltberühmt und werden auch die nächsten  Jahrhunderte überdauern. So wurde David mit der Steinschleuder in Florenz der  Inbegriff des perfekten Menschen und die Kuppel des Petersdoms gilt  heute noch als weltweit die grösste, freischwebende Kuppel. Die wurde  nach Michelangelos Berechnungen gebaut, er selber erlebte die  Fertigstellung nicht mehr. Er starb 1564, der Petersdom wurde erst, nach  über 100-jähriger Bauzeit, 1626 eingeweiht. Der Dom gilt als eine der  grössten Kirchen weltweit und ist eines der Zentren des Christentums.

Ich  werde mit den Schülerinnen und Schülern die Pietà betrachten und  erläutern. Nach meinen Erfahrungen gefällt sie auch jungen Menschen, die  Kunst Michelangelos ist zeitlos und berührt alle Generationen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen, kunstverbundenen September und grüsse Sie freundlich

Monat August 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Haben  Sie die eindrücklichen Bilder des James-Webb-Teleskops gesehen: dieses  Licht, diese Sterne und Galaxien die 13 Milliarden Jahre alt sind? Laut  den Forschenden werden diese Bilder unser Weltbild nochmals total  verändern.  

Das grandiose James-Webb-Projekt  hat vor 25 Jahren begonnen. Jetzt wird das Webb-Teleskop, von der Erde  1,5 Million km entfernt, ständig Bilder aus dem Universum auf die Erde  senden. Das erste Bild wurde feierlich von Joe Biden veröffentlicht und  gilt als der Beginn einer neuen Weltansicht. Einer der führenden  Astrophysiker sagte den bemerkenswerten Satz: «Wir werden Antworten  finden auf Fragen die wir noch nicht mal kannten!» Wir bewegen uns in  völlig neue unbekannte Gefilde: wie spannend ist denn das!

Astrologisch  gesehen sind wir in ähnlichen Zeiten wie in der Renaissance. Damals   entdeckten die Menschen, dass die Erde rund ist und nicht eine Scheibe.  Die Menschen lernten in drei Dimensionen denken und sehen, die  Perspektive in der Malerei wurde begriffen und gemalt. Wir reden von  einem der grossen Menschheitsschocks: die Erde ist kein stabiles Gefüge,  sondern eine Kugel die sich bewegt.

Wenn das  so ist, können wir uns noch auf viele wegweisende Entdeckungen freuen,  unser Hirn wird sich verändern und wir werden auch in unserem  persönlichen Leben neue Fassetten erkennen können.

Wir  leben in einer Zeit, in der so viel Neues entsteht und auch erforscht  wird, gleichzeitig leidet die Menschheit an einem fürchterlichen Krieg.  Nur wenige Menschen haben gewarnt, dass es solche Gräuelgeschichten  nochmals geben würde. Millionen Menschen leiden und sterben an den  Folgen dieses Horrors, Städte und Landschaften werden zerstört: die Welt  steht in Flammen und hat nicht nur des Krieges wegen viele Krisen zu  bewältigen. Da ist es nicht verwunderlich, dass wir lieber in die Ferne  schweifen und uns am unbekannten, wunderbaren Universum erfreuen.
Vielleicht,  und das wäre die Hoffnung und die Chance, werden auch die Mächtigen der  Welt von diesen aussergewöhnlichen Bilder inspiriert und werden demütig  und interessiert in den Abendhimmel schauen. Es könnte sie doch dazu  bewegen, dass sie unsere kleine Erde schützen und pflegen, damit sie für  die nächsten Generationen schön und heil bleiben wird.  

Ich  weiss, das sind Träume, aber in diesen unglaublich bewegten Zeiten ist  vieles möglich. Wir alle können dazu beitragen, in kleinen Schritten  unser Verhalten verändern und so der Erde und der Menschheit die Chance  geben sich von diesen Strapazen zu erholen.

Ich wünsche ihnen einen kreativen und beflügelnden August

Monat Juli 2022
Liebe Leserinnen und Leser
«Wenn du glaubst, dass dein Leben ein Theater sei, dann wähle mindestens eine Rolle die dir Spass macht.» (Nach Shakespeare)

Dieser Satz ist mir in den Sinn gekommen als ich eines der Werke der 6. Klass-Kinder betrachtet habe. Die Klasse hatte die Aufgabe, für den Abschlussanlass in der Kirche, das Lebenspanorama ihrer Kindheit zu gestalten. Zusammen mit den Lehrpersonen, organisierten sie in der Kirche das sogenannte Übergangsritual. Die Kinder werden in die Oberstufe wechseln, aus ihnen werden Jugendliche oder Teens. Sie schätzten es sehr, dass sie die Feier mitgestalten und mitbestimmen durften.

Alina hat ihre Kindheit als eine grosse Bühne dargestellt, sie mitten drin, um sie herum, in unterschiedlichen Positionen ihre Eltern, ihr Bruder, Freunde und Kolleginnen, LehrerInnen und Trainerin. Alle hatten sie eine Rolle, gemalt in verschiedenen Farben. Ein wahres Kunstwerk. Der Publikumsraum war mit rot/schwarzen Sesseln gemalt: alle besetzt.

In der Kirche, es hatte ziemlich viele Leute, erzählte Alina ihre Kindheitsdarstellung:  
«Mein Leben ist wie ein Theater, jeden Tag passiert mit Hilfe meiner Eltern etwas Überraschendes. Das macht mein Leben fröhlich und abwechslungsreich. Liebe Eltern, vielen Dank.»

Alina hat mir nachher erzählt, ihre Mutter hätte bei ihren Worten weinen müssen; ich nickte nur, ich sah im Publikum noch andere tränennasse Augen.
Auch die weiteren sehr unterschiedlichen Erzählungen der Jugendlichen waren schön und berührend. Beim anschliessenden Apéro gab es gute Gespräche und liebevolle Rückmeldungen an die Jugendlichen.  
Wie wichtig und nötig wir Erwachsenen und Eltern für die Kinder sind hat sich wieder einmal mehr in all den Ausführungen gezeigt. Die Teens sind froh wenn wir Erwachsene hin und wieder sanft und unbemerkt in ihrem Leben die Regie übernehmen, um sie so auf ihren eigenen stimmigen Weg zu führen.   

Ich wünsche Ihnen einen schön-dramatischen Sommermonat Juli.

Monat Juni 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Kennen  sie die schönen Hortensien, die prachtvollen grossen Dolden in  verschiedenen Farben? Sie werden in diesen Zeiten in den Blumenläden  angepriesen und verkauft. In den Gärten kommen sie langsam zum Blühen  und erfreuen uns mit ihrer Vielfalt.
Auch andere Pflanzen zeigen sich in ihrer vollen Blüte und meine Wanderungen werden immer farbiger und schöner.
Vor einiger Zeit hatte ich auf meinen Heimweg eine inspirierende Begegnung.

Drei  Jugendliche, schwarze Hoodies, zwei die Kapuze übergezogen und einer  mit der Basketballmütze verkehrt herum auf dem Kopf, stehen um einen  Schneeballstrauch und betrachten ihn intensiv.

«Was macht ihr da» fragte ich neugierig, Halbwüchsige um eine Pflanze, das kann nur eine Schulaufgabe sein, dachte ich.
Da sagte der Jugendliche mit der Handykamera: «Sind das Hortensien?»
«Nein, das ist ein Strauch gemeiner Schneeball. Warum braucht ihr Hortensien?»
«Wissen  sie, meine Mutter hat in einer Woche Geburtstag und sie liebt  Hortensien, die aber», meinte er bedauernd, «sind sehr teuer. Ich  dachte, dass ich da einen Zweig abschneiden und ihn dann in die Erde  setzen könnte. Er würde dann Wurzeln schlagen, oder? Ich habe gelesen,  dass es Pflanzen gibt bei denen das klappt».

«Ja»,  so sagte ich, «das geht bei ganz urwüchsigen Pflanzen, nicht beim  Schneeball, und in einer Woche würde das sicher nicht funktionieren  ausser vielleicht beim Bambus. Und wie schon gesagt, dieser Strauch ist  keine Hortensie.»  

So belehrte ich die drei,  und verabschiedete mich lächelnd. Beim Weggehen drehte ich mich nochmals  um, was sind das für interessante, tolle junge Menschen, sie wissen was  ihre Mütter lieben und haben Ideen wie sie deren Wünsche umsetzen  könnten.
Und wieder einmal ist es mir eine Lehre: Junge  Menschen mit schwarze Kapuzen über dem Kopf und umgekehrte  Basketballmützen zu sehen heisst nicht, ich will nichts von der Welt  wissen! Sie wollen einfach anders sein als wir Erwachsenen, und das ist  gut so.
Ich wünsche Ihnen einen farbenfrohen, spannenden Juni und grüsse Sie freundlich.

Monat Mai 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Sicher  haben sie zu Hause einen Computer, TV, Handy, alles was heute so üblich  ist. Ich brauche diese Geräte jeden Tag und finde das toll, hilfreich  und auch nötig. Allerdings, wenn dann etwas nicht mehr funktioniert,  dann hört der Spass auf.

So ist es mir vor ein  paar Tagen passiert. Die Fernbedienung des TV blinkte rot statt weiss.  Ich wechselte die Batterien, immer noch rot. Da kommt mir der Google zu  Hilfe. Ich las, und machte alles so wie es empfohlen wird. Erfolglos.  Die TV-Bedienung leuchtete immer noch rot.
So  gab es nur noch eine Möglichkeit: die Hotline der Swisscom. Nach dem  dritten Anlauf mit Wartezeiten von über sechs Minuten wurde ich von  einer netten, jungen Frau bedient.
Also los geht  es: «Haben sie die Batterien gewechselt? Das Reset gemacht, 1-3-9  gedrückt.» «Alles», so versicherte ich der jungen Frau, «alles habe ich  mehrfach gemacht.»
«Mmmh, wissen sie was, machen sie doch  alles nochmals, das Reset, die Zahlen drücken, Batterien nochmals  rausnehmen und wieder reinlegen».
Gut, ich ging die ganzen  Abläufe nochmals durch, rapportierte meine Handgriffe und liess mich von  der jungen Frau am Telefon bestätigen.
«Ah» rufe ich, «sie  haben bei sich etwas gemacht, jetzt geht alles wieder». «Nein,» sagte  sie lachend, «ich habe ihnen einfach zugehört und sie bestätigt.»  
Ich  war etwas sprachlos, geht es gemeinsam einfach besser? Oder machte ich,  weil ich ja aufgeregt war, alles falsch? Fragen über Fragen, Hauptsache  ist es funktioniert alles wieder.

Noch eine Bemerkung: Dieses Phänomen ist mir nicht das erste Mal passiert, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, fröhlichen Monat Mai.

Monat April 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Die  letzten Tage oder sogar Wochen haben es uns einfach gemacht, auch bei  vieler Arbeit, in die Natur zu gehen. Der Duft der blühenden Pflanzen,  das Gezwitscher der Vögel und die Wärme der Sonne haben viele von uns  nach draussen gezogen. Wir konnten und können unsere trüben und  angstvollen Gedanke ins weite All fliegen lassen wo sie sicher irgendwie  entsorgt werden. Nach so einem Spaziergang, auch einem kurzen, komme  ich jeweils zufrieden und vor allem fröhlich heim.

Vor  ein paar Tagen hatte ich einen besonders fröhlichen und eindrücklichen  Lauf. Es war kurz nach vier Uhr am Nachmittag als ich am  Mittelstufenschulhaus in meiner Nähe vorbei ging. Es war Schulschluss,  viele Schülerinnen und Schüler schlenderten oder rannten an mir vorbei.
Ein  Mädchen und ein Junge, beides etwa Fünftklass -Tennies standen zusammen  vor dem Schulhaus auf dem Trottoir. Ich verlangsamte meine Schritte, es  interessierte mich was die beiden miteinander zu reden hatten. «Also  das Projekt müssen wir übermorgen abgeben», sagte das Mädchen. »Hast du  die Doku gemacht?» «Ja, klar» sagte der Junge, »du müsstest mir noch die  Bilder der Würmer schicken». «Werde ich machen». bestätigte das  Mädchen. «Also tschüss bis Morgen Mittag», verabschiedete sich der  Junge. «Ach, nein» bemerkte das Mädchen «du weisst doch, morgen um 10  Uhr müssen wir das Projekt, wie es jetzt ist, dem Klassenlehrer  vorstellen». «Ach klar, ich habe es vergessen». Der Junge springt davon,  das Mädchen in die andern Richtung.  

Ah, denke ich, ein tolles Team, Projekte und Gruppenarbeiten sind heute gefragt, und spaziere weiter.
Da  drehte sich der Junge um und rief über die ganze Strasse weg,  «Sandrine, ich liebe dich»! Das Mädchen, also die Sandrine, drehte sich  um, lachte übers ganze Gesicht und sang schon fast mit roten Wangen  zurück, «ich liebe dich auch».

Mit einem  berührten Herzen machte ich mich auf den Heimweg, so junge liebevolle  und lebensbejahende Teens sind Balsam auf unsere zeitweise so belasteten  Gemütern.  

Liebe Leserinnen und Leser lassen  wir uns über Strassen und Wege hinweg «ich liebe dich» rufen. Sicher  gibt es Menschen in ihrem Leben die sich darüber genauso freuen wie  «unsere» Sandrine.

Monat März 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Wie  jedes Jahr um diese Zeit machen die Schüler und Schülerinnen einen  sogenannten Versöhnungsweg. In der Kirche werden verschiedene Posten mit  Aufgaben zu einem Thema aufgestellt. Die Schüler und Schülerinnen  werden sich in der Stunde Gedanken über sich und die Welt machen.  

Als  wir für dieses Jahr, vor einiger Zeit, das Thema «Brücken bauen»  wählten, konnten wir nicht ahnen wie aktuell und brisant das Thema sein  wird.
Die Kinder und Jugendlichen werden über verschiedene   Brückenarten nachdenken und sich mit ihren Begleitungen austauschen.  Die Brücken aus Worten, Berührungen, Gedanken und dann auch die Stein-  und Beton- Brücken können die Kinder mit abwechslungsreichen Aufgaben  erkunden und ausprobieren. So bauen sie mit eigens für sie gemachte  Backsteine eine kleine Brücke. Alle Altersstufen können bei diesen  Aufgaben gut mitmachen. Der Schlussposten ist ein Tor aus einem farbigen  Holz-Regenbogen. Die Brücke des Friedens wird sie in den Alltag  begleiten.  

Auf meiner Wanderung in den letzten Tagen hatte ich eine besondere Art von Brückenbauen erlebt.
Ich  ging meines Weges, als ich feststellen musste, dass ich in eine  grössere Baustelle gerate, ohne eine Umleitung zu erkennen. Umkehren?  Etwas ratlos stand ich da. Da sah ich zwei Männer in der Baustelle,  einer auf dem Bagger, der andere im Graben, von ihrer Arbeit weg eilen.  Sie schleppten eine Metallbrücke den Berg hinauf und winkten mir  freundlich zu. Sie platzierten die Brücken an der schmalsten Stelle des  Grabens und siehe da, ich konnten sicheren Fusses den ziemlich tiefen  Graben überqueren. «Wie eine Königin» rief mir einer der Männer zu,  lachte übers ganze Gesicht und rannte zurück an seine Arbeit. Ich lachte  auch und machte mich auf den Heimweg.

Ich  wünsche uns allen, in dieser Zeit, viele Brücken die mit einiger  Anstrengung zu bauen sind und die uns zum Lachen und Sinnieren bringen.

Monat Februar 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Vor  ein paar Tagen konnte ich ausnahmsweise eine Oberstufenklasse  unterrichten. Das ganze Schulhaus hatte einen Thementag mit dem Titel  «Behinderungen».  

Die Jugendlichen beschäftigten sich intensiv mit verschiedenen Behinderungen.
Ich  hatte mit der Klasse das Thema «eingeschränkte Arme und Beine». Die  Klassenlehrerin und ich boten verschiedene Übungen an, damit sich die  Teens in diese Tatsache hineinfühlen konnten.
Ein  Mädchen wollte versuchsweise mit einem Rollstuhl auf die Toilette gehen.  Das ganze Schulhaus ist zwar barrierefrei, das WC aber, das ist viel zu  klein. Auf der oberen Etage befindet sich ein angeschriebenes  Behinderten-WC, auch das ist zu klein.

Der  Versuch mit grossen, mit Verbandsbinden angebrachte Holzlatten an  Ellbogen und Knien einen Overall ohne Hilfe anzuziehen, war sehr  eindrücklich! Ein Schüler, Oskar, legte sich auf den Boden um sich so  ankleiden zu können. Der nächste Schritt, um Hilfe zu bitten, fiel ihm  schwer. Dennis hat ihm dann geholfen. Die Freude als dieser Versuch  gelang, war ganz echt.
Als Oskar die Holzlatten an  Armen und Beinen wieder wegnehmen konnten schnaufte er laut aus und  sagte wie froh er sei, sich wieder frei bewegen zu können.

Die  Unmöglichkeit ohne Arme und Hände, nur mit den Füssen einen Turm mit  Holzklötzen aufzubauen gab viel zu Reden und viele Emotionen.
Zwei  Mädchen erzählten von ihren eigenen Einschränkungen, Sophia hat so  brüchige Knochen, dass sie immer wieder einen Gips an irgendeinem ihrer  Gelenke haben muss. Sie müsse halt damit leben sagte sie mir. Lenas Schienbein wächst fortlaufend über die Kniescheibe, sie war und ist deswegen immer wieder im Spital.
Zum  Schluss betrachtete die Klasse den Videobericht einer Frau die durch  einen Unfall Rollstuhlfahrerin wurde. Der zeigte uns eindrücklich wie  die junge Mutter ihren neuen Alltag bewältigt.

Die  Jugendlichen machten sehr ernsthaft und gut mit, gelacht wurde  natürlich auch, vor allem beim Anziehen des Overalls. Ich bin sehr  zuversichtlich, dass diese jungen Menschen sich offen und kreativ den  eingeschränkten Menschen begegnen.
An diesem Tag konnten sie  einige nachhaltige Erfahrungen machen, das sagten die  Schülerinnen und  Schüler in der abschliessenden Feedbackrunde.

Monat Januar 2022
Liebe Leserinnen und Leser
Haben  sie schon ihren persönlichen Jahresrückblick gemacht? Zwischen den  Jahren bis anfangs Januar ist die Zeit der Rückblicke aller Art. Ich  hoffe sehr, dass in ihrem Rückblick auch schöne, erfüllte und fröhliche  Tage sind. Im grossen Ganzen war das vergangene Jahr wieder von der  Pandemie geprägt.

Auch in der Schule mache ich jeweils einen  Rückblick, einen Semesterrückblick. Die Schule war und ist besonders  betroffen von der Pandemie, der Grundgedanke die Schulen nicht mehr zu  schliessen hat grosse Konsequenzen: Maskentragen, sofortige Quarantäne  und Isolationen schon bei leichten Symptomen. Ganze Klassen mussten zu  Hause bleiben und damit waren Familien damit beschäftigt ihre  Jugendlichen und Kinder zu betreuen. Es war eine Herkulesarbeit.

Auf  diesem Hintergrund fragte ich die Schülerinnen und Schüler was ihnen im  Unterricht gefallen hat und was sie für schwierig empfunden haben.  
Lea,  eine 6. Klässlerin sagte sie hätte in diesem Semester ihren Kopf öffnen  können, ihr hätte der Unterricht gut gefallen. Ich fragte nach, was es  dann heisse, dass sie den Kopf hätte öffnen können. Ja, so sagte Lea,  sie hätte gemerkt, dass ich sie mögen würde, darum sei es ihr leichter  gefallen zu lernen. Allgemein haben die Jugendlichen, so sagten sie,  sehr unter dieser Pandemie gelitten und alle hoffen dass es ein neues,  besseres Jahr geben würde.

Leas Aussage ist  bezeichnend für diese Zeit, das Wichtigste ist, dass wir trotz der  schwierigen Zeit in Beziehung bleiben oder Beziehungen aufbauen können.  Wir spüren so, dass wir in dieser Krise nicht allein sind und dass wir  einander auch etwas lehren können. Vor allem die Jugendlichen brauchen  unseren Support aller Art, sie leiden am meisten unter diesen  herausfordernden Zeiten.
Machen wir uns also auf, schauen wir gut zueinander und schaffen mit Humor und Freude einen schönen Einstieg ins 2022.

Ich wünsche Ihnen ein interessantes, beziehungsreiches und optimistisches neues Jahr.
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