2019 - Astrologische Werkstatt

Katharina Huber-Roesler
Astrologin SFER  Fachmitglied SAB
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Gedanken Archiv
Monat Dezember 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Wussten Sie, dass die Adventszeit früher eine Fastenzeit war? Man ernährte sich hauptsächlich von Gemüse. Tierische Produkte und Getreide durften nur an bestimmten Tagen gegessen werden. Diese Fastenzeit dauerte vom 11. November bis zum 24. Dezember. Seit 1917 hat das Kirchenrecht diese Fastenzeit abgeschafft.
 Heute können wir es uns schwer vorstellen, dass genau in dieser Zeit gefastet werden sollte. Das Guetzle, die Schokolade, die Nüsse und Mandarinen gehören schon seit längerer Zeit in diese vorweihnächtlichen Wochen. Vom Verzichten und Fasten ist da nicht viel zu spüren.
 Oder wussten Sie, dass es in diesen Wochen, vor allem in Süddeutschland, Klopftage gab? Kinder liefen mit kleinen Hämmern in der Nachbarschaft herum, klopften mit diesen Werkzeugen an die Türe und sangen dazu Lieder. Zum Dank bekamen sie dann irgendwelche kleine Esswaren.
 Es heisst, dass die Kinder schauen wollten, ob jemand hinter dieser Türe lebt. Die andere Meinung sagt, dass die Kinder die Menschen zur frühen Roratemessen weckten und sie dann zum Dank Geschenke bekamen.
 Es gibt noch viele andere Adventsbräuche; sie sind fast ganz verschwunden. Geblieben sind der Adventskranz und der Adventskalender, die helfen, den ungeduldigen Kindern die Tage zu verkürzen und vielleicht auch zu versüssen.
 Als ich in den Klassen fragte, was sie in dieser Zeit machen würden, steht das Guetzlibacken an oberster Stelle….. und was immer wieder in unserer Zeit der Filme und Hörspiele erstaunlich ist…. Kinder freuen sich, wenn ihnen vorgelesen wird, es kann, so sagte mir ein Mädchen, ja auch der Bruder sein, der ihr am Abend noch eine Geschichte vorlesen würde. Die Kinder erzählten von ihren vergangenen Erlebnissen und freuten sich miteinander auf diese gemütlichen Tage.
 Kiran, ein indischer Knabe, erzählte uns, sie hätten in diesen Tagen sehr viel Besuch, seine grosse Familie, die auf der ganzen Welt zerstreut sei, würde in die Schweiz kommen. Das sei für ihn eine richtig tolle und spannende Zeit.
 So flog die Lektion nur so vorbei, glücklich und zufrieden verliessen die Kinder das Klassenzimmer; "mit Schnee", so rief Miranda beim Herausrennen, " wären dann die vielen Lichter und Bäume schöner"!
 Ich wünsche Ihnen eine schöne, besinnliche Adventszeit und grüsse Sie freundlich.
Mit freundlichen Grüssen

Monat November 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Seit ein paar Jahren besuche ich im Winter eine Lesegruppe. Wir lesen literarisch wertvolle Bücher und diskutieren dann über die gelesenen Werke. Auch befassen wir uns mit einem Thema "Was lese ich sonst noch…". Dort wurde uns ein so tolles Buch empfohlen, dass ich es Ihnen ans Herz legen will.
Clemency Burton-Hill schreibt "Ein Jahr voller Wunder". Clemency Burton-Hill ist unter anderem eine preisgekrönte Violinistin und BBC-Reporterin. Das grosse Anliegen der 38-Jährigen ist es, den Menschen die Klassik nahezubringen. Sie schreibt in diesem Buch für jeden Tag etwa eine Buchseite über ein klassisches Werk, das man sich dann über Youtube oder über Apple zu Gemüte führen kann.
Was für ein Einstieg in diese doch recht dunklen Herbsttage: Ein paar Minuten des Innehaltens und des Stillwerdens! Die lassen meinen Geist wach und hell werden, das Herz wird warm, und wenn dann die Musik noch beschwingt aufspielt, kann ich fröhlich mit den Füssen wippen.
Heute, am 29. Oktober, stellt uns Frau Burton-Hill Gershwin's "Someone to Watch Over Me" ein wunderbares Stück Soul vor. In kurzen, leichten, lesbaren Sätzen liefert sie uns wertvolle Informationen über den ausserordentlichen Komponisten und Pianisten George Gershwin.
Clemency Burton-Hill entführt uns mit diesem Buch in die Welt der klassischen Musik und lässt uns 365 Tage beglückt in den Tag schweben. Ich bin begeistert und freue mich jeweils schon am Vorabend, was mir das Buch in der Früh für eine Trouvaille schenken wird.
Ich wünsche Ihnen viele schöne, musikalische und ruhige Novembertage.
Mit freundlichen Grüssen

Monat Oktober 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Haben Sie ein Vorbild? Oder Menschen, die vorbildhafte Eigenschaften besitzen?
Mir gefallen Menschen, die in sich ruhen, ihren Weg gehen, ob es der Umwelt gefällt oder nicht. Oft sind das Menschen mit einsamen Lebenswegen. Sie eilen mit ihren Gedanken der Gesellschaft voraus und werden nicht oder noch nicht verstanden.
In der 4. Klasse redeten wir über dieses Thema: "Wer ist dein Vorbild? Wen bewunderst du?"
 Beim Vorbereiten dieser Lektionen befürchtete ich, dass ich die vorbildhaften Menschen der Kinder gar nicht kenne, nicht einmal schon die Namen gehört habe. Das Internet bringt immer wieder junge, für die Kinder interessante Menschen auf die Bildschirme. Über Instagram und andere Medien werden dann deren Wege eifrig verfolgt.
So bereitete ich mich auch darauf vor, dass ich immer wieder fragen werde."Wer ist das? Was macht der?" Sicher hat kein Kind einen Heiligen, also zum Beispiel Franziskus oder Lucia, als Vorbild. Die würde ich dann kennen!
Gut gerüstet ging ich also in die Lektionen. Und wissen Sie, wen zum Teil ganze Klassen sich zum Vorbild nehmen? Die Eltern! Was denn besonders an ihren Eltern sei, fragte ich nach. "Sie sind immer für mich da - Mein Vater macht einen tollen Sport - Meine Mutter verschenkt Geld an Arme." Solche Meldungen füllten meine Lektionen.
Selbstverständlich habe ich zu Beginn auch diese Antworten bedacht, dass aber so gehäuft über alle Klassen hinweg, Vater und Mutter genannt werden, hat mich schon sehr nachdenklich gemacht. Wissen die Eltern, wissen wir Erwachsenen davon? Sind wir uns bewusst, dass die Kinder uns alles abschauen, dass unser Verhalten der Massstab ist?
In diesen stürmischen, unsicheren Zeiten, wie wir sie jetzt haben, werden wir von unseren Kindern und Jugendlichen aufgefordert, so zu leben, dass sie uns als Vorbild vor Augen haben, um ihren Lebensweg gesichert und beschützt gehen zu können.
Machen wir uns im goldenen Oktober fröhlich und bewusst auf, wahrhaftige Vorbilder zu sein! Dazu wünsche ich uns viel Glück und gutes Gelingen!
Monat September 2019

Liebe Leserinnen und Leser
Sind Sie auch ein/e Sammler/in oder ein/e Jägerin?
Regelmässig, in gewissen Abständen, werden diese Urtriebe von zwei grossen Lebensmittelkonzernen aktiviert. Wir können Punkte sammeln und dann herzige Plüschtiere oder sonstige Spielsachen günstiger kaufen. Auch ich sammle diese Punkte für meine Enkelinnen. So ein herziges Plüschtier ist ja immer willkommen.
Vor zwei Wochen stand ich an der Kasse und liess mir die zugehörigen Punkte geben. Hinter mir zahlte ein älterer Herr, der mit seiner Frau im Laden eingekauft hatte. Auf die nette Frage der Kassiererin, ob er auch Punkte sammle, sagte er ja. In meinem Kopf ging sofort eine Geschichte los, wie alt sind wohl seine Enkelkinder? Oder sammelt er für sich und seine Frau? Oder für die Nachbarskinder?
Der ältere Mann kam zu mir, ich erschrak, denn ich war ja in meinen Gedanken versunken, und gab mir seine Punkte. "Ich habe gesehen, dass Sie sammeln", so sagte er, "da habe ich die Punkte auch verlangt".
Ich war so überrascht - welch nette Geste! Ich dankte hocherfreut und wir kamen in ein sehr schönes Gespräch. Das Ehepaar hat keine Enkelkinder und wohnt seit einigen Jahren in Stäfa. Sie hätten jahrelang in Griechenland gewohnt, so erzählten sie, und nun seit geraumer Zeit seien sie in ihrer alten Heimat angekommen. Sie seien so glücklich und zufrieden, es sei einfach wunderbar.
Sie berichteten von den griechisch-grauen, kalten und feuchten Wintern, von Stromausfällen und von der Einsamkeit zu zweit. Jetzt seien sie zufrieden, die Leute hier seien sehr freundlich und aufgeschlossen, das würde sie bis an ihr Lebensende begleiten.
Wir wünschten uns alles Gute und gingen unserer Wege. Welch schöne Begegnung mitten im Alltag.
Ich wünsche Ihnen im September viele schöne Begegnungen und grüsse Sie herzlich.
Monat August 2019

Liebe Leserinnen und Leser
Wie Sie wissen, wenn Sie öfters meine Monatsgedanken lesen, fahre ich hin und wieder mit dem Zug in die Stadt und beobachte auf diesen Reisen interessante Menschen.
Mitte Juli war das wieder einmal so. Ich setzte mich in den heissen, gutbesetzten Zug. Vis-à-vis von mir sassen zwei junge Frauen, hörbar aus dem Balkan. Laut und fröhlich redeten sie über ihr Berufsleben und unterhielten damit den ganzen Wagen. Sie beklagten ihre strenge Arbeit und vor allem ihren knappen Lohn: "Ich ha kä Gält meh, mann, ich schwör, und isch erscht Mitti Monet". Die Freundin nickte mitleidig und beteuerte, sie hätte noch genug Geld: "Ich schwör, ich bruch alles mis Gält fürs Ässe und nüd für Zalando". Zalando?? - Nicht nur ich, sondern auch die Leute im Abteil nebenan horchten auf.
Ist Zalando ein Indikator fürs Geldverjubeln? Eine Autorität? Eine Verführungsfirma?
Meine Gedanken gingen hin und her. Wofür brauchte ich als junge Frau mein Geld? Zalando oder andere Onlineläden gab es ja damals nicht und trotzdem war mein Geld jeweils am Monatsende weg - wahrscheinlich kaufte ich Bücher und Schallplatten.
Die beiden Frauen erzählten unüberhörbar von ihren Sorgen und Freuden. Als dann die besagte Frau erzählte, wie sie und ihre Familie in einem Istanbuler Hotel zur Raison gezogen wurden, weil sie laut gewesen waren, hatten viele Leute ein wissendes Lächeln auf ihrem Gesicht. Wahrscheinlich wunderte sich niemand im Wagen, dass es sogar in der lauten Stadt am Bosporus Grenzen gibt. "Weisst du", so sagte die Frau, "wir sind halt eine laute Familie!"
Der Zug kam in Zürich an, beschwingt und belustigt stiegen die Menschen aus und gingen ihrer Wege. Wie toll ist es doch, mit dem Zug zu fahren!
Ich wünsche Ihnen einen intensiven schönen August und grüsse Sie freundlich.
Monat Juli 2019

Liebe Leserinnen und Leser
 Das Schuljahr geht zu Ende und ich habe meine Feuerprobe mit der ersten Primarklasse ganz ordentlich bestanden. Die Kleinen lernten einige biblische und andere Geschichten kennen und konnten sogar kleine Sätze schreiben und lesen.
Es war ein sehr spannendes Jahr, und wie Sie in vorgängigen Monatsgedanken lesen konnten, lernte ich viel von diesen Kindern.
Soll ich Ihnen das Entsetzen beschreiben, das in Elenas Gesicht stand, als sie mir und ihrer Klasse erzählte, dass Jonas nicht an Gott glaubt? Elena kann und konnte sich nicht vorstellen, dass es Menschen oder eben Kinder gibt, die sozusagen gottlos aufwachsen. Deren Eltern schon, glauben nicht an Gott und geben das ihren Kindern weiter.
Ist nun Jonas ein schlechterer Bub als die andern? Wird er von Gott bestraft? An was glaubt er denn? Solche Fragen treiben Elena und die Klasse um.
Ich versuchte zu erklären, dass es verschiedene Lebenseinstellungen gibt, dass Menschen auch ohne Gott leben können, nicht schlechter als andere. Zufrieden waren weder Elena noch ihre Klassenkameradinnen und Kameraden. Das Warum blieb im Raum stehen.
Wir Erwachsenen sind selten mehr entsetzt, ob des gottlosen Lebens. Wir lassen einander in unseren Glaubensfragen frei entscheiden. Das ist auch gut so. Wir haben alle unsere Herkunft und Erziehung, die in unserem Land so vielfältig und farbig sind.
Und dann zu sehen, wie sich ein Kind entsetzt, dass man nicht an Gott glauben und trotzdem gut leben kann, ist bemerkenswert. Elena wird sich im Lauf des Lebens sicher daran gewöhnen, dass es verschiedene Lebensformen gibt. Vielleicht reist sie in den Sommerferien in ein fremdes Land, wo sie die Vielfältigkeit der Menschen kennen lernen kann.
Das wird ihren Horizont erweitern. Vielleicht entsetzt sie sich in ihrer direkten Art immer wieder und wird so viele interessante Begegnungen und Beobachtungen machen. Ich hoffe, dass Elena mit dieser Haltung, eine vielwissende, intelligente und tolerante junge Frau wird, die immer wieder versucht, die Welt und sich zu verstehen, und wenn sie es will, zu verbessern.
Ich wünsche Ihnen schöne, erholsame und inspirierende Ferienwochen.
Monat Juni 2019

Liebe Leserinnen und Leser
Haben Sie es schon bemerkt? Unsere Augen, also das Sehen verändert sich, wenn wir in unsere Gärten blicken. Monatelang ging ich immer dieselbe Strecke laufen und habe mich etwas darüber aufgehalten, dass ein Bord, mit einem Hühnerstall im Hintergrund, sehr verwildert und "ungepflegt" aussah. Alles wuchs durcheinander und abgedorrte Zweige lagen kreuz und quer da. Lange machte ich meinen Morgenlauf nicht mehr an diesem Bord vorbei. Nicht wegen dem Bord, sondern weil ich neue Wege auskundschaften wollte, wählte ich eine andere Route.
Letzte Woche aber marschierte ich wieder einmal den früheren Rundgang, am Bord mit dem Hühnerstall vorbei.
 "Oh, das sieht toll aus, ein richtiges Biotop, was da alles wächst; Kräuter, Gräser und sogar austreibende Geranien. Das ist ja herrlich", dachte ich und musste innerlich lachen. So verändert sich unser Sehen - Biodiversität ist doch gefragt und wichtig. Alles was da kreucht und fleucht muss seinen Platz haben, eben in diesen sogenannten unordentlichen Borden und Wiesen.
Mein Auge hat sich in kurzer Zeit verändert. So hochgepflegte Gärten finde ich eher eine Artenwüste, weil keine Insekten, Kriechtiere oder Vögel zu sehen und zu hören sind.
 Wenn das in den Gärten funktioniert mit unserem Sehen, könnte es ja auch in anderen Bereichen klappen. Fremde Menschen sind uns vielleicht gar nicht mehr so fremd, ihr Aussehen passt doch in unsere Gesellschaft. Wir müssen uns nicht mehr verkrampft tolerant geben, sondern wir finden unsere menschliche, farbige Verschiedenheit toll und bereichernd. Programmieren wir unsere Augen auf die fröhliche und farbige Andersartigkeiten, das ist entspannend und macht vor allem glücklich und zufrieden.
Eine ganze Welt voller pflanzlicher, tierischer und menschlicher einzigartiger Verschiedenheiten - das ist unser blauer, wunderbarer Planet! Tragen wir Sorge zu ihm und geniessen die kommenden warmen Junitage!

Monat Mai 2019
Liebe Leserinnen und Leser
 Vor ein paar Tagen besuchte ich im Stapferhaus in Lenzburg die Ausstellung "FAKE. Die ganze Wahrheit". Eine eindrückliche, sehr gut gestaltete und anspruchsvolle Ausstellung, was von Beginn an spürbar ist. Nach der Kasse wird das Publikum in einen Raum mit einer grossen Leinwand geführt. Ein sehr netter Mann fragt per Bildschirm: "Haben Sie heute schon gelogen? Wenn ja, dann stellen Sie sich in den Sektor B, und wenn nicht, gehen Sie in den Sektor A. Ein paar Leute standen im Sektor B. Im Sektor A stand, ausser einem jungen Mann, eine ganze Berufsschulklasse. Lauthals verkündete der junge Mann: "Oh, jetzt lügt ihr alle, sicher habt ihr auf Facebook schon eine Lüge geschrieben"! Die Klasse quittierte die Bemerkung mit einem allgemeinen Grummeln.
Mit einem Laufpass, den ich bei jedem Thema abknipsen konnte, ging es durch die Ausstellung. Das Zimmer mit den Fälschungen von grossen Marken, wie Gucci, Philipp Plein, Blancpain, ist sehr eindrücklich. Wie ich aber die Fälschungen erkennen kann, weiss ich nicht. Sicher bringen diese Kleider und Uhren einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Menschen werden aber nicht geschädigt, zumindest nicht direkt. Ganz im Gegensatz zum Medienraum. Dort wird mir genau aufgezeigt, wie Lügen ganze Kriege ausgelöst und Tausenden von Menschen das Leben gekostet haben.
Und immer wieder werde ich auf mich selbst zurückgeworfen: Will ich wirklich immer die ganze Wahrheit wissen? Und sage ich immer die ganze Wahrheit? Und wenn nicht, warum nicht? Muss eine Ärztin immer die Wahrheit sagen? Oder ein Richter? Ein Angeklagter darf lügen, die Richterin nicht? Ich gehe inspiriert und in Gedanken versunken durch die Ausstellung.
Sehr delikat ist der Raum mit dem Lügendetektor. Da kann man sich auf einen Stuhl, eine Art Zahnarztstuhl, setzen. Mit drei einfachen Fragen wird der Stuhl geeicht und dann kann es losgehen: Das Publikum kann Fragen aller Art stellen, und sollte der Gefragte lügen, leuchtet blutrot eine drehende Lampe auf. Das könnte noch peinlich werden, dachte ich und ging weiter.
Jeder der Räume wirft wieder neue Fragen zum Thema auf, denn fertig wird man in dieser Ausstellung nie. Aber sie hat mich zum Denken und Philosophieren gebracht, was der Sinn dieser sorgfältig kreierten Ausstellung ja ist.
Ich wünsche Ihnen einen sinnvollen und sonnigen Monat Mai.

Monat April 2019
Liebe Leserinnen und Leser
 Sicher haben Sie die grossen Plakatwände des diesjährigen Themas des Fastenopfers und Brot für Alle schon gesehen: Gemeinsam für starke Frauen für eine gerechte Welt. Es geht um die Gleichwertigkeit der Mädchen und Knaben überall. In vielen Ländern dieser Welt dürfen Mädchen nicht zur Schule gehen. Fastenopfer und Brot für Alle wollen weltweit auch für Mädchen Schulen einrichten und unterhalten.
Ich versuche nun, dieses Thema den 4. Klasskindern nahezubringen. Es ist für uns hier in der westlichen Welt ein für Kids unbegreifliches, unverständliches Thema und ich finde fast keine Lehrmittel dazu.
Nun habe ich ein tolles Buch entdeckt_ "Good Night Stories for Rebel Girls 100 aussergewöhnliche Frauen". Aus diesem Buch lese ich den Kindern kurze, sehr spannende Geschichten von bedeutenden Frauen vor. Wissen Sie, wer Mae C. Jemison ist? Ich wusste es auch nicht. Sie ist eine kluge, engagierte Afroamerikanerin, die erste Afroamerikanerin im All, die in doppelter Funktion im Space Shuttle sass. Sie ist Astronautin und Ärztin; sie hatte die Aufgabe, die Crew im All zu beobachten und die Folgen der Schwerelosigkeit zu untersuchen. Heute engagiert sich Frau Jemison in Afrika für ein gutes Gesundheitswesen.
Mit den Biographien aus diesem interessanten Buch versuche ich, den Kindern zu zeigen, dass Frauen gleichwertig und gleichberechtigt sein sollen, und zwar weltweit.
Ich bin froh und dankbar, dass es so schwierig war, zu diesem Thema gute Literatur für Kinder zu finden. Das Thema der Gleichberechtigung ist für unsere Kinder kein Thema mehr. Ihre Mütter und Väter leben gleichberechtigte und gerechte Beziehungen. Da hat unsere Gesellschaft viel gearbeitet und geleistet!
Das subtile Ungleichsein zwischen den Geschlechtern bietet sicher noch Arbeit genug, das ist aber für diese Alterskategorie, die ich unterrichte, noch nicht spürbar und das ist gut so!
Ich wünsche Ihnen viele spannende und inspirierende Aprilmomente.

Monat März 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Wie Sie wissen, unterrichte ich seit dem letzten Sommer eine erste Primarklasse. Die Kinder sind spontan, offen und ehrlich. Meistens verlasse ich das Schulzimmer mit einem Schmunzeln, zufrieden und fröhlich.
Das war wieder einmal so vor zirka zwei Wochen. Ich erzählte den Kindern die Geschichte vom verlorenen Schaf, das dann vom Hirten gefunden wurde.
Die Kinder durften diese kleine Szene nachspielen, immer zu zweit, ein Kind ist das Schaf, das andere der Hirt. Und alle wollten natürlich zeigen, wie sie das ängstliche Schaf und den fröhlichen Hirten darstellten. Die ersten zwei Grüppchen machten ihre Sache so, wie ich es vorgegeben hatte, freudig und lustig. Ja, so ein kleines, verlorenes Schaf darzustellen, mit klappernden Zähnen, zusammengekauert unter einer Bank, das ist lustig. Schon bei der dritten Gruppe gab's Änderungen. Das kleine Schaf wollte gar nicht zurückgehen. Der Hirte musste es richtig überzeugen, mit ihm zu kommen. Solche Veränderungen freuen mich sehr; kreativ und spielfreudig sind die Kleinen.
Die letzte Szene war sozusagen der Höhepunkt der Kreativität. Dieses Schäflein, also das Kind in diesem Theater, ist gross und kräftig. Der Hirt schaffte es nicht, das Schäflein auf seinen Platz zu setzen - und was geschah? Die ganze Klasse eilte dem Hirten zu Hilfe und gemeinsam wurde das Schäflein auf den Stuhl gesetzt, natürlich unter grossem Gelächter und Gewühl!
Ich lachte schallend, so eine gute Idee; alle helfen einem in Not gekommenen Menschen, entgegen meiner Anweisung und entgegen der Geschichte.
 Die Kinder freuten sich über mein Lob, sie durften anschliessend in ihrem Heft diese Szene zeichnen.
 Nachdenklich ging ich nach Hause. Wie viele Male könnten auch wir uns über Gesetze und Anweisungen setzen, um Menschen zu retten und ihnen zu helfen. Ist es nicht einfach menschlich-natürlich, dass wir einander helfen? Die Kinder machen es uns vor!
Sehen Sie, so bekomme ich durch die Kinder immer wieder neue Impulse, und das freut mich und macht mich glücklich.
 Ich wünsche Ihnen einen schönen, sonnigen Monat mit vielen neuen Impulsen.

Monat Februar 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Verlieren Sie gern? Im Spiel? Oder versagen Sie gern bei einem Experiment? - Wohl kaum. Genau das, nämlich verlieren oder versagen ist eine Aufgabe, die in der 3. Oberstufe gelernt werden will.
 Die 3. Klass-Oberstufenteenies machen im letzten Schulsemester ein selbst gewähltes Projekt. Sie werden dabei begleitet, damit sie offensichtliche Stolpersteine nicht übersehen. Auch dieses Jahr mache ich als Begleiterin mit, was mich sehr freut. Es sind schon jetzt sehr interessante Projekte geplant. Ein Schüler will einen Essensroboter bauen, eine Schülerin erstellt ein Kochbuch mit ihren Lieblingsrezepten.
 Sehr gefallen hat mir das Projekt von Samira. Sie will, in einem Selbstversuch, sechs Wochen vegan leben.
Dabei wird ihr ein Arzt zur Seite stehen. Er soll mit chemischen Blutuntersuchungen feststellen, wie sich Samiras Blutwerte verändern. Samira wird, so hat sie uns versichert, am Wochenende für die ganze Woche kochen, denn ihre Mutter soll möglichst wenig zusätzlich belastet werden. Und trotzdem, so die Einwände der Schulkolleginnen und Kollegen, ist es eigentlich ein weitreichendes Familienprojekt! Am Familientisch werden immer zwei Menus serviert, das kann für die zwei Geschwister schwierig werden. Wenn es wieder kalt wird, was will Samira anziehen? Lederschuhe mit Fell, ein Wollpullover? Oder wird dann die ganze Familie nicht in die Skiferien reisen? So motiviert und fröhlich, wie ich Samira kenne, wird sie diese Probleme mit Leichtigkeit lösen!
 Es wird hoffentlich ein lehrreiches oder sogar nachhaltiges Projekt, was die betreffenden Personen vielleicht verändern wird. Und das genau ist der Sinn der Projekte. Eine Arbeit machen, die etwas bewirkt und eine Ausstrahlung über die Schule hinaus gewinnt; das wäre ein wichtiger Lernfaktor für die Jugendlichen.
 Sollte Samira die sechs Wochen nicht durchhalten, könnte das als ein Versagen gelten. Da werden wir gemeinsam schauen, woran Samira gescheitert ist und was sie dabei gelernt hat. Und gelernt hat sie bestimmt viel, nur schon die ganzen Recherchen, welche Lebensmittel tierische Produkte enthalten. So kann das Projekt als ein Erfolg gewertet werden, und das macht den jungen Menschen Mut, weiter zu forschen und zu experimentieren.
 Ich freue mich sehr auf die Resultate dieser tollen Projekte, ganz besonders die Auswirkungen dieses sechswöchigen Selbstexperiments.
 Ich wünsche Ihnen einen experimentierfreudigen, fröhlichen Monat.

Monat Januar 2019
Liebe Leserinnen und Leser
Haben Sie in der Neujahrsnacht die vielen Feuerwerke auch gehört und gesehen? Dieses Jahr, so schien es mir, wurden besonders viele Kracher und Lichterbouquets zum Himmel geschickt. Vielleicht hat das mit der alten Vorstellung zu tun, dass in den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und Neujahr die wilden, dunklen Mächte vertrieben werden sollen.
 In diesen Tagen beginnt die Jagd auf diese bösen Mächte, die bis zum 6. Januar den guten, hellen und wohlgesinnten Kräften Platz machen müssen!
Früher gingen die Menschen zu den Wahrsagerinnen, weil sie glaubten, dass sich in dieser Zeit, eben zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, die geistige Welt besonders leicht in die materielle Welt hinein öffnen würde.
Diese zwölf Nächte, Rauhnächte genannt, eignen sich, um das Haus von schlechten Stimmungen zu reinigen und sich mit den Ahnen in Verbindung zu setzen. Dieses Phänomen rief viele Scharlatane und Angstmacher auf den Platz, die konnten sich mit ihren Voraussagen an den Ängsten der Menschen bereichern: Je mehr bezahlt wurde, desto besser wurde dann das kommende Jahr prognostiziert.
Heute noch tragen die Neujahrsrituale weltweit diesen Hintergrund der Vertreibung der bösen Mächte mit. Denken Sie nur an die Naturkläuse und an die Wüsten im Appenzellerland. Die gehen mit grossem Lärm von Haus zu Haus und bekämpfen so die bösen Geister. Die hassen nämlich diesen Krach und verschwinden dann wieder in die Unterwelt.
Wir alle wünschen uns, dass das Licht gewinnen wird, dass die hellen Kräfte sich des neuen Jahres bemächtigen und wir fröhlich, gutgelaunt und neugierig ins neue Jahr blicken können.
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr, mit vielen fröhlichen und lustigen Momenten.                          
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