Monat Dezember 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Der Dezember ist der Monat der schönen Geschichten und Legenden. Er gibt uns eine Pause von unseren Sorgen und Nöten und lässt uns über weihnachtliche Geschichten lächeln. Unser Herz soll erwärmt werden, damit wir dann wieder mit vollen Segeln in die krisenvolle Zeit segeln können.
Kennen Sie die Legende der Kreuzspinne? Diese Geschichte erzählt uns wie die Heilige Familie von den Häschern des Herodes’ verschont geblieben ist.
Josef weckte mitten in der Nacht seine Frau Maria die neben dem kleinen Jesus schlief. Ihm ist der Engel Gabriel erschienen der ihn aufforderte sofort zu fliehen. Die Schergen des Herodes würden ihn und seine Familie töten wollen. Josef also machte sich mit seiner Frau und dem kleinen Kind auf den Weg.
Nach einigen Stunden mühsamer Reise, der Esel war etwas alt und auch müde, fanden sie eine Höhle um sich etwas auszuruhen.
Es kam wie es kommen musste, die Reiter des bösen Herrschers kamen des Wegs und sahen die Höhle. Da stieg einer ab, ging an den Eingang des Unterschlupfs und rief: «Da ist niemand, da hat es ein grosses Spinnennetz. In diese Höhle ist in den letzten Stunden niemand hinein gegangen.»
Eine wunderbare Spinne hatte blitzschnell ein grosses Netz über den Eingang gewoben. Die Heilige Familie war gerettet.
Darum, so die Legende, hat diese Spinnenart ein grosses Kreuz auf dem Rücken als Dank des Himmels für die Rettung.
Und heute?… es wird geforscht und gepröbelt, überlegt. Die Reissfestigkeit und die Zartheit des Spinnenfaden ist immer noch mit Rätseln behaftet. Wohl bringt man die Reissfestigkeit mit synthetischen Mittel annähernd hin, aber die Feinheit (ein Spinnenfaden ist dünner als ein Haar) hat man bis jetzt nicht erreicht.
Neuestens hat man herausgefunden, dass in diesem Spinnenfaden ein bestimmter Leim ist. Dieser Leim eignet sich ausgezeichnet für den
3D-Druck. Man kann geschädigtes Herzgewebe, das wegen eines Infarkts abgestorben ist, drucken und dank des Leims kann diese künstliche Haut aufs Herz «geleimt» werden.
So wird der Spinnenfaden weitere Male zum Lebensretter.
Vielleicht kennen sie auch alte Geschichten und Legenden die sich eignen, sie mit einem Augenzwinkern, in die heutige Zeit zu übertragen. Diese etwas andere Weihnachtgeschichte würde, schön vorgelesen, sicher gut unter den diesjährigen Christbaum passen.
Ich wünsche Ihnen ein schöne, kreative Adventszeit und eine herzerwärmende, liebevolle Weihnachten.
Monat November 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Kennen Sie Jenny Lind? Beim Zappen blieb ich in einer TV-Sendung hängen und entdeckte ihr interessantes und berühmtes Leben.
Geboren wurde Jenny am 6. Oktober 1820 in Stockholm. Sie gilt als einer der ersten Opernstars. Ihre Stimme, ein weicher, klarer Sopran wurde von der Musikwelt gefeiert, ihr Name, die schwedische Nachtigall kam nicht von ungefähr.
Für die damalige Zeit lebte Jenny Lind ein aussergewöhnlich selbstbestimmtes Leben. Alle Avancen junger Männer wies sie ab, ihr Leben galt lange Zeit nur der Musik.
Schon mit acht Jahren wurde sie entdeckt: um ihre lieblose, karge Kindheit zu vergessen, setzte sie sich auf die Fensterbank zur Strasse hin und sang Kinderlieder. Leute die dem Königshaus nah standen wurden auf sie aufmerksam, im Alter von zehn Jahren wurde sie in die königliche Musikakademie aufgenommen: eine beispiellose Gesangskarriere nahm ihren Anfang.
Ihr Ruf eilte um die ganze Welt, selbst in Amerika wurde sie frenetisch gefeiert. Mit ihren Tourneen rund um den Globus verdiente sie viel Geld, das meiste davon spendete sie wohltätigen Organisationen, vor allem benachteiligten Kindern. Für Jenny Lind, die christlich-gläubig lebte, war das selbstverständlich. Ihr Publikum bewunderte sie für das noch mehr und machte sie fast zu einer Heiligen.
Nach grossen Erfolgen und einer tiefen seelischen Krise, sie verlor dabei fast ihre Stimme, beendete sie mit nur 29 Jahren ihre Bühnenkarriere.
Sie heiratete 1852 den Komponisten Otto Goldschmidt. Nach der Geburt des zweiten Kindes zog die Familie 1858 nach London. Dort übernahm sie die Leitung des neu gegründeten Royal College of Music und unterrichtete junge, ambitionierte Sänger und Sängerinnen.
1861 gebar sie ihr drittes Kind. Auf grosses Drängen verschiedener Organisationen gab sie noch einige wenige Konzerte, widmete sich aber ausschliesslich ihrer Familie und dem Fördern junger KünstlerInnen.
Jenny Lind starb am 2. November 1887. Sie wird auch heute noch geehrt, das erste Opernhaus in San Francisco heisst Jenny Lind Opera House und bis 2015 zierte ihr Portrait die schwedische 50-Kronen Note.
Die kommenden Wochen werden dunkler, vielleicht finden sie beim Surfen auch solch berührende Leben, sie machen die Dunkelheit erträglicher.
Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden Monat November und grüsse sie freundlich.
Monat Oktober 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Unweit der Hochwacht Pfannenstil gibt es ein kleiner, unscheinbarer Aussichtspunkt: der Gibisnüt.
Wie unscheinbar und unspektakulär der Platz ist, das habe erst gesehen, als ich ihn erklommen habe. Dieser Namen, das muss ja wohl ein besonderer Ort sein und hin und wieder in Gesprächen hörte ich, dass die Jugend sich dort treffen würde.
Eines schönes Tages nahm ich den gut ausgeschilderten Weg zum Gibisnüt unter die Füsse. Oben angekommen machte sich bei mir Enttäuschung breit: ist das alles? Untergehölz, abgeholzte Bäume und, nun ja, ein kleiner Ausblick in die Landschaft Richtung Pfannenstil.
Da kam ein älteres Ehepaar ein viel weniger steilen und angenehmeren Aufstieg des Weges. Ich fragte sie ob das jetzt der Gibisnüt sei.
«Jaja», sagte der ältere Herr «und wissen sie, warum der so heisst?» Ich verneinte, neugierig geworden.
«Vor grauer Urzeit suchte man hier Braunkohle. Offenbar gab es Anzeichen, dass es möglich wäre hier solche zu finden. Man grub, mit den damaligen Werkzeugen sicher sehr schweisstreibend, und fand: nichts, keine Kohle. Die Erde gibt uns nichts, also ist das der Gibisnüt.»
So erzählte der freundliche Mann.
Die Ehefrau, die bis anhin ruhig zugehört hatte ergänzte lakonisch: «Wir wohnen seit 40 Jahren hier in dieser Gegend, und wissen sie, die Erde gibt auch in unserem Garten nichts oder sehr wenig her. Also auch bei uns: wir haben einen Garten Gibisnüt.»
Ich bedankte mich für die interessante geschichtliche Weiterbildung und machte mich fröhlich auf den Heimweg.
Obwohl der Aussichtspunkt ein Platz der Enttäuschung ist, musste ich schmunzeln. So eine deutliche Bedeutung eines Ortsnamens ist doch eher selten.
Ob in Goldingen mal Gold gefunden wurde, das wäre wohl auch einen Ausflug mit Geschichtsunterricht wert. Das wäre doch eine tolle Herbstwanderung, was meinen Sie?
Monat September 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Ob dieses Paar Schuhe auf dem Bild auf einen neuen Besitzer wartet? Oder ob es verloren gegangen ist? Ich habe es weitab der Häuser auf einem Weidepfahl gesichtet.
Sofort machte ich mir zu den Schuhen Gedanken.
Wie wichtig Schuhe sind, wissen wir aus verschiedenen Redensarten. Wer weiss wo der Schuh drückt, der hat sein Problem erkannt und kann es lösen, wer aus seinen Schuhen gefallen ist, dem ist etwas schreckliches passiert, und wer zu grosse Schuhe trägt, der ist seiner Aufgabe nicht gewachsen.
Wir brauchen gute Schuhe um zu gehen, sonst schmerzen uns die Füsse und wir müssen umkehren. Früher erkannte man an den Schuhen den Status der Menschen. Nur reiche Leute konnten sich schöne, ledrige Schuhe leisten. Bis spät ins letzte Jahrhundert konnte man an den Schuhen erkennen welch «Geistes Kind» ein Mensch ist. Heute, mit der Mode der weissen Sneakers fällt das weg. Bei diesen Schuhen sieht mal wohl die Marke und den Preis, aber ob der Mensch ein Finanzmann oder eine Bäuerin, eine Hippiefrau oder ein Rechtsextremer sei, ist nicht mehr sichtbar. Das ist ja auch gut so.
Das neue Schuljahr hat wieder begonnen und hat vor allem bei den kleinen Kindern eine Verwirrtheit mit den Schuhen und Finken mit sich gebracht. Dem kleinen Jan wurde ein Schuh versteckt und so musste er das ganze Schulhaus durchsuchen, statt auf den Bus springen zu können. Gemeinsam haben wir dann den Schuh gefunden… in einem Papierkorb.
Hoffen wir also, dass diese Schuhe auf dem Weidepfosten von ihrem Besitzer wieder gefunden werden, damit er mit Elan und Freude seines Weges gehen kann.
Monat August 2021 Liebe Leserinnen und Leser
Nach vielen Tagen schlechten Wetters konnte ich meine Morgenwanderungen in den schönen Wäldern der Umgebung wieder machen. Zwar war alles noch nass und zum Teil auch sumpfig, aber das störte mich nicht.
Immer wieder entdecke ich Neues, Pflanzen die verblüht oder erblüht sind und die kleinen Bächlein die zu richtigen Bächen geworden sind.
Kennen Sie die Liedstrophe:
…..und kommt aus tiefem Tale heimlich und still die Nacht sind vom Mondenstrahle Gnomen und Elfen erwacht.....
Diese Verspassage kommt mir jeweils in den Sinn, wenn ich mutterseelenallein durch das grosse Waldreservat am Pfannenstil wandere. Verwunschen sieht der Wald aus, ausser die Wege, die gepflegt werden, wird der Wald so belassen wie er wächst und sich selber reguliert.
Ich höre verschiedene Geräusche, das Vogelgezwitscher, das Klopfen des Spechtes und das Rascheln der Kleintiere im letztjährigen Laub.
Eine kleine Waldmaus springt erschreckt über den Weg, und verschwindet im Unterholz.
Ich rieche das Harz und die frische Luft. Das ist erholsam für Körper und Seele.
Und dann, ganz versteckt, neben einem Holzbänklein habe ich ein Emailplättchen entdeckt, völlig überwachsen und kaum mehr lesbar.
Heisst es «Trinkwasser» oder «kein Trinkwasser»? Als ich dann das Rinnsal sah, das unter dem Schild aus der Röhre fliesst, habe ich mich für «kein Trinkwasser» entschieden.
Ich trinke einen Schluck Wasser aus meiner Flasche und wandere weiter, die Augen und Ohren stets offen für neue Eindrücke und der leisen Hoffnung doch noch Elfen oder Gnomen zu entdecken!
Ich wünsche Ihnen viele schöne, erholsame Tage. Lassen Sie sich überraschen was es alles zu sehen und zu hören gibt
in unseren Wälder und Feldern.
Liebe Leserinnen und Leser
«Was hättet ihr gern für ein Haustier? Und wenn ihr euch eines wünschen könntet, macht uns mal vor wie sich dieses Tier bewegen würde!» So stellte ich den 2. Klass-Kindern ihre Aufgabe zu Beginn der Lektion vor. Sofort wussten alle was zu tun war, und machten ihre tierischen Pantomimen.
Es war für uns Zuschauende sehr einfach, herauszufinden was da für Tiere gewollt werden. Der Hund stand an oberster Stelle, neben einem Kakadu und einer Schlange. Das Kätzchen aber, das darf, so eine Schülerin, ja nicht gross werden, sonst würde es Vögel und Mäuse fressen und das sei einfach schlimm.
«Aber wisst ihr,» so fragte ich die Kinder, «dass die Raben die gescheitesten Vögel sind und dass man die auch als Haustiere halten kann? Schon um 800 n.Chr. erzählt uns eine Legende von diesen intelligenten Vögeln. Damals hätten zwei Raben zwei Mörder gestellt, die dann in Zürich zum Tod verurteilt wurden.»
Raben lernen sehr schnell und sind unglaublich kreativ, wenn es darum geht, Nahrung zu ergattern. Man kann beobachten, dass Raben Walnüsse auf die Strasse werfen und warten bis sie ein Auto beim Überfahren geknackt haben. In Amerika warten Raben, bis die Grauhörnchen aus den ihnen unzugänglichen Abfallkübeln ihre Nahrung gefischt haben, um sie ihnen dann abzujagen.
In der Tierwelt sind Raben noch gewitzter. Sie setzen sich in den Felsen in die Nähe von bewohnten Lummen-Nestern (Meeresvögel) und nerven die Bewohner so lange bis die wegfliegen. Dann schnappen die Raben die Eier und haben so eine feine Mahlzeit. Anschliessend erzählte ich der Klasse die Geschichte vom Heiligen Meinrad von Einsiedeln. Das ist der Ortsheilige von Pfäffikon.
Meinrad, ein Eremit, wurde in seiner Klause von zwei üblen Räuber niedergeschlagen und getötet. Die beiden flüchteten ohne sich um Meinrad zu kümmern, Richtung Zürich. Die zwei Raben, Meinrads geliebte und gepflegte Haustiere, flogen und kreischten so lange um die Räuber herum, bis man auf sie aufmerksam wurde und die Verbrecher gefangen nehmen konnte.
Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu, machten sich ihre Gedanken und kamen zum Schluss, dass sie trotz allem lieber einen Hund statt Raben haben wollten.
In der folgenden Lektion kamen wir auf die Tatsache zu sprechen, dass der Meinrad ein Heiliger war und ist, und warum er das wurde, das hatte dann ganz andere Fragen aufgeworfen, die auch sehr spannend waren.
Hüpfend und fröhlich verliessen die Kinder das Klassenzimmer, ob Hund oder Rabe als Haustier spielte keine Rolle mehr: Hauptsache eine lustige Lektion hat die Schule für heute beendet.
Ich wünsche Ihnen frohe und bewegte Sommertage.
Monat Juni 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ja? Es gibt in der Schweiz geheime Orte an denen besondere Blumen wachsen: Stängelenzian, Türkenbund, Frauenschuhe und Waldvögeli.
Gestern, bei schönstem Sonnenschein, wanderte meine Cousine und ich an einen dieser Plätze. Es sind gut versteckte Standorte, die diese wunderbaren Pflanzen schützen. Dank der vergangenen nassen Wochen ist der Wald prächtig üppig und grün. Wir sind mit den Vögeln und sonstigem Getier allein in dieser Idylle.
Und dann stehen wir vor den ersten Frauenschühlein, die sind noch geschlossen und zeigen uns ihr wunderschönes Blätterwerk. Etwas weiter hinten stehen die Pflanzen in ihrer vollen Blütenpracht. Die Farben leuchten um die Wette, vor allem das Gelb zeigt den Wildbienen den Weg zu ihrer Nahrung.
Wir konnten uns nicht satt sehen, stapften weiter über den mit Brombeerstauden belegten Waldboden. Wir fanden noch weitere seltene Pflanzen die uns erfreuten und uns staunen liess.
Nicht weit weg von diesen lauschigen Plätzen knattern Töffs und getunte Autos die mit Schotter und Kies belegte schmale Strasse hinauf und hinunter.
Nicht nur für Botanikerinnen ein Paradies! Diese jungen Männer wissen wahrscheinlich nichts von den tollen Pflanzen, sie interessieren sich für ihre wunderbar gepflegten Fahrzeuge.
Sie grüssten uns freundlich aus ihren Boliden heraus und freuten sich, dass am improvisierten Grill schon ihre Kollegen warteten. Es war eine friedliche Stimmung, auch bei ihnen.
Zufrieden, glücklich und mit der Kamera voller schöner Bilder reisten wir wieder aus dieser heilen Welt ab. Zum Schluss der geglückten Botanik-Exkursion wurde uns auf der Fahrt die ganze Schönheit der Gegend präsentiert.
So schwierig zugängliche Plätze sind Kraftorte, das Ursprüngliche der Natur ist uns da sehr nah, eine Quelle der Freude und des Lebens. Versuchen sie es auch mal, machen sie sich auf eine geheimnisvolle Wanderung, das Wetter im Juni, so wird es uns versprochen, soll sonnig und warm sein. Ich wünsche Ihnen dabei viel Glück und viel Freude!
Liebe Leserinnen und Leser
Lieben Sie auch wahre Geschichten? Erzähle ich den Schülerinnen und Schüler Geschichten, ist die erste Frage: Ist die wahr? Auch ich liebe wahre Geschichten.
In diesen Zeiten wie sie heute sind, kommen viele solcher Geschichten ans Tageslicht, die Historikerinnen und Literaturkenner haben Zeit interessante Biographien und Geschichten zu suchen.
Kennen sie Isabel Zendal? Oder Anne Beaumanoir?
Diese zwei Frauen gehören zu den unzähligen Heldinnen in der Weltgeschichte. Isabel Zendal brachte im Jahr 1803 auf einem Holzschiff die Pockenimpfung nach Süd- und Mittelamerika. Mit ihr an Bord waren 21 Waisenkinder, eine grosse Männer-Besatzung und ein spanischer Chefarzt.
Der Chefarzt und sie bekamen von Spaniens König den Auftrag, die indigenen Völker in diesen Gebieten mit einer Impfung vor dieser tödlichen Krankheit zu schützen. Aber wie soll das gemacht werden? Ohne Kühlschränke, ohne Elektrizität? Der Impfstoff wurde in lebenden Kinderkörpern auf diese lange Reise geschickt. Waisen hatten keine Rechte, also konnte man sie ungefragt mit Pocken infizieren, isolierte sie, pflegte sie, entnahm den Pockenblattern das Sekret und gab es weiter. So wurde eine sogenannte Impfkette gemacht. Isabel Zendal pflegte die Kinder, schaute, dass sie sich auf diesem eher kleinen Schiff nicht unkontrolliert ansteckten und wurde so zur ersten Krankenschwester mit internationalem Auftrag.
Vergessen ging sie bis in die 1950er Jahre, weil sie immer wieder einen andern Namen bekam. Der Kapitän des Schiffes konnte sich ihren richtigen Namen nicht merken. Viel später haben Historikerinnen ihre Identität eruieren können. Neben den 21 Waisenkindern durfte Isabel Zendal ihren leiblichen, unehelichen Sohn mitnehmen. Sie bekam so gefälschte Adoptionspapiere, und konnte auf diese Weise eine jährliche, kleine Rente für ihren eigenen Sohn beziehen. Isabel Zendal ist dann mit ihm und den andern Waisen in Mexiko geblieben, wo sich ihre Spuren 1811 verlieren.
Die andere Frau, Anne Beaumanoir, verlor ihre Namen nicht wegen des Vergessens. Sie rettete in der französischen Resistance im 2. Weltkrieg, dank ihrer Untergrundsarbeit, vielen Menschen das Leben. Ihr wurden immer wieder neue Identitäten gegeben, neue Namen und neue Wohnorte. Sie nannte sich selber zeitweise eine Niemand, unauffällig, immer irgendwo vorbeihuschend, unsichtbar. Anne, genannt Anett, wurde eine der Gehetzten des Krieges. Später agierte sie auf der Seite der Unabhängigkeitsbewegung Algeriens, wurde für 10 Jahre inhaftiert und floh auf abenteuerliche Art aus dem Gefängnis. Heute lebt die 96 jährige studierte Ärztin unter ihrem getauften Namen in Südfrankreich.
Vielleicht haben sie Zeit und Lust sich diesen zwei Heldinnen zu widmen. Helden gibt es auch unzählige: da wäre der völlig verkannte Arzt Ignaz Semmelweis, Retter der Mütter und Entdecker der Hygienemassnahmen! Er musste sich anhören, dass es ein Unfug sei, sich die Hände nach den Obduktionen zu waschen bevor man zu den Wöchnerinnen ging! (ca.1847).
Eine topaktuelle Geschichte, auch die lohnt es sich zu lesen!
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen, belesenen Monat Mai.
Monat April 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Jedes Jahr in der offiziellen Fastenzeit, stelle ich den Klassen eines der vielen Projekte des Fastenopfers und Brot für alle vor, natürlich mit dem Hinweis, dass diese Projekte viel Geld brauchen würden. Die Lektion ist jeweils von eher uninteressierten und gelangweilten Schülern und Schülerinnen geprägt.
Dieses Jahr war das ganz anders. In einer Klasse hatte Anna, ein besonders engagiertes Mädchen, eine Idee wie sie zu Geld kommen könnten. Sie selber würde Macronen backen, die sie dann mit den andern verkaufen könnten, und Plakate würden sie malen wollen. Gesagt getan, ich musste abklären ob und wo verkauft werden darf, und was für Bewilligungen ich haben muss.
Am letzten Mittwoch konnte die Klasse ihre Plakate vor der Kirche aufstellen und die Macronen, mit der Kasse daneben, schön drapiert hinlegen und warten bis die spendenden Leute vorbeikommen würden.
Die Mädchen waren sehr motiviert und fröhlich sprachen sie die Frauen und Männer an. Ihre Plakate wurden gelesen, sie konnten Auskunft geben über die Frauen in Kenia, die wegen ihrer undichten Öfen unter Husten und Lungenkrankheiten litten. Neue Öfen würden den Frauen helfen indem sie rauchfrei kochen könnten und vor allem sie gesund bleiben lassen. Mit relativ wenig Geld ist es möglich neue Öfen zu bauen.
Ich hatte etwas Bedenken, ob die Menschen sich dann wirklich für diese Sammlung interessieren und ihre Portemonnaies öffnen würden. «Hoffentlich», so dachte ich, »werden die jungen Menschen nicht enttäuscht». Für alle Fälle hatte ich mein Portemonnaie mit dabei.
Die Leute waren wohlwollend, freundlich und öffneten ihre Herzen und Geldbeutel für die jungen Menschen, die sich in ihrer Freizeit für ein solches Projekt eingesetzt haben. Das Geld floss reichlich, die Schülerinnen und ich am meisten, waren und sind hell begeistert.
Für mich ist es wieder einmal eine Erfahrung: die Kinder wollen etwas tun, sich einsetzen und eigene Erfahrungen machen. Das braucht seitens von uns Erwachsenen auch einen Einsatz: das ist gelebte Solidarität und das ist richtig gut!
Ich wünsche Ihnen frohe Ostern und einen sonnigen, engagierten April.
Monat März 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Spüren Sie auch den Frühling? Ich meine nicht die feinen Düfte die durchs Land schweben, auch nicht die fröhlichen Schneeglöckchen und Krokusse die überall aus den Wiesen hervorlugen! Das haben Sie sicher alles bemerkt und freuen sich umso mehr darüber, als dass wir immer noch einschränkende Vorschriften haben.
Gestern suchte ich in meiner grossen Allerleischachtel eine frühlingshafte Deko für meinen Esstisch. Und jetzt kommt mein Frühlingsgefühl: diese Schachtel muss entrümpelt und aufgeräumt werden. Was sich da alles angesammelt hat, was ich schon längst nicht mehr wusste, geschweige gebraucht hätte!
In all den andern Schachteln sieht es sicher ähnlich aus. Also, wenn diese Schachtel dann fertig ist, dann kommen alle Schränke und Tablare, die Bücher und die Kleider dran. Ich werde alle diese Sachen sorgfältig prüfen und weitergeben oder entsorgen.
Ganz zum Schluss gibt es dann vielleicht noch kleinere Möbel die auch nicht mehr passen. Die Bilder, die ungesehen im Reduit stehen, könnten ihren Glanz auch wieder im Tageslicht erstrahlen lassen! So bekommt auch die Wohnung ein neues Kleid. Es wird durch und durch Frühling.
Die im Brocki abgegebenen Kleider werden von andern glücklichen Frauen getragen, und ich kann meinerseits im Secondhandladen auch getragene Kleider kaufen und sie, als wären sie neu, in der Frühlingssonne zum Besten bringen!
Liebe Leserinnen und Leser, was meinen Sie, haben Sie auch solche Schachteln und Kästen? Vielleicht finden Sie, wer weiss, noch ungeahnte Schätze, die Sie gut auf irgendeinem Portal verkaufen könnten, oder sie behalten Sie und freuen sich als hätten Sie eine Neuigkeit erstanden.
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Frühlingsmonat mit vielen lustigen und interessanten Stunden und grüsse sie herzlich
Monat Februar 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Vor ein paar Tagen, an einem schönen Nachmittag, fuhr ich in die fast menschenleere Stadt. Ich hatte, trotz Lockdown, noch einige Besorgungen zu machen.
Mit etwas schwerem Herzen schlenderte ich durch die Strassen, vorbei an den geschlossenen Läden. Auch die an mir vorbeieilenden Leute waren eher in sich gekehrt. Fröhlich wäre anders, so dachte ich, bog in den Rennweg ein und genoss die schon fast fröhlichen Sonnenstrahlen.
Da, von weitem sah ich auf dem Kopfsteinpflaster der Strasse einen Mann knien. Was macht er? Ist ihm übel? Ich beschleunigte meine Schritte und beim Näherkommen bemerkte ich, dass der junge Mann eine Kamera in der Hand hielt, um etwas zu fotografieren. Mit Handzeichen bedeutete er mir, still zu sein und stehen zu bleiben. Ein grosses, prächtiges Tagpfauenauge hatte da, mitten auf der Strasse, seine Flügel ausgebreitet und sonnte sich im Januarlicht.
Der Mann stand auf und sagte: «Es wird Frühling» und lachte. Oh das ist toll, schnell wollte ich auch ein Bild machen. Aber mittlerweile hatte der Schmetterling leider seine Flügel wieder geschlossen. Nun kniete ich mich auch auf den noch kühlen Boden und wartete minutenlang, dass sich das Pfauenauge, in seiner Pracht, nochmals zeigen würde. Selbstvergessen bemerkte ich den hinter mir stehende Lieferwagen nicht. Dieser machte sich weder durch Hupen noch Rufen bemerkbar. Offenbar hatte auch er es nicht eilig. Ich stand auf, wollte den Frühlingsboten schützen, und …schwupps ist er in den blau-milchigen Himmel geflogen.
Schmunzelnd ging ich von dannen, glücklich zu wissen, das es in all dieser schwierigen, einschränkenden Zeit sicher ist, dass es wieder Frühling wird. Zwar dauert das noch, wir haben nochmals einen Monat vor uns… und es wird besser.
Die Sonne wird wieder länger und wärmer scheinen, die Blumen werden erwachen und uns erfreuen! Da können wir alle zuversichtlich sein, der Schmetterling hat uns das zugesichert!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Februar mit vielen farbigen Vorfrühlingsboten und grüsse sie herzlich
Monat Januar 2021
Liebe Leserinnen und Leser
Was war das für ein Jahr! Niemand konnte voraussehen, was wir im 2020 erlebt haben. Die Astrologie allerdings schaute schon lange vorher mit grosser Sorge den 20er Jahren entgegen. Das Ausmass der weltweiten, grossen Probleme aber hielt sich verborgen. Leider wird auch der Jahreswechsel die herausfordernden Aufgaben nicht stoppen. Aber besser und leichter wird die Stimmung sicher, da helfen uns Jupiter und Saturn im Wassermann.
Haben Sie ihren persönlichen Jahresrückblick schon gemacht? ….nach ihrem schönsten Moment gesucht? …nach dem Schlimmsten? Sind Sie mit sich zufrieden, und konnten Sie etwas über sich und die Menschen lernen?
Ich wünsche Ihnen für das kommende Jahr 2021 das Allerbeste, gute Gesundheit, eine grosse Portion Mut und viele glückliche, liebevolle Momente.
Als Wegbegleiterin habe ich das Gedicht «Glück» von Clemens Brentano gefunden.
Soll uns die letzte Strophe in die hoffnungsfrohe Zukunft begleiten:
Glück ist niemals ortsgebunden
Glück kennt keine Jahreszeit
Glück hat immer der gefunden
der sich seines Lebens freut.
Ich freue mich, Sie auch das nächste Jahr mit meinen Gedanken begleiten zu können und grüsse Sie herzlich